Heinz-Brenner-Weg

Heinz Brenner wurde im Jahr 1924 in Ulm geboren. 1935 kam er auf das Humanistische Gymnasium. Bald gehörte er zusammen mit anderen Klassenkameraden zu einer festen Clique, die dem Nationalsozialismus reserviert gegenüberstand. 

Als 1939 der Religionsunterricht verboten wurde, gingen die katholischen Jungen aus der Gruppe freiwillig zu Pater Eisele in der Glöcklerstraße. Der Pater eröffnete den Jungen Zugang zu einem konsequent moralischen Denken, das auf einem christlich-humanitären Weltbild beruhte. Texte von Thomas von Aquin waren Grundlage für Diskussionen über den Unterschied zwischen gerechtem und ungerechtem Krieg, zwischen freiwilligem und erpresstem Eid. Von Pater Eisele erhielt er Briefe des Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen. Dieser verurteilte in seinen Predigten die unmenschlichen Praktiken des NS-Regimes, wie die Verfolgung polnischer Katholiken und die Ermordung behinderter Menschen. Heimlich schrieb Heinz Brenner diese Predigten auf Vervielfältigungs-Matrizen, die er dann mit Freunden abzog. Diese Briefe verschickte er an Adressaten, die er nach ihren Möglichkeiten zur Weiterverbreitung der Botschaften ausgesucht hatte.So erhielten auch die Scholls im Oktober 1941 diese Sendung, die besonders bei Hans Scholl tiefen Eindruck hinterließ. 

Nach seinem Notabitur 1942 wurde Heinz Brenner zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und dann zur Wehrmacht eingezogen. Die Grausamkeit deutscher Soldaten an russischen Zivilisten und Soldaten empörten ihn. Er verweigerte z. B. den Befehl, einen verwundeten russischen Soldaten, der mit erhobenen Händen auf ihn zukam, zu erschießen. Er wollte nicht weiter mitschuldig werden.Konsequenterweise desertierte er am 7. Oktober 1944 während eines Genesungsurlaubs in Deutschland. Bis zum Kriegsende versteckte er sich bei Freunden in und um Ulm. Hätten die Nazis ihn damals entdeckt, wären er und seine Freunde hingerichtet worden.Nach Gründung der Bundesrepublik, als ehemalige Nationalsozialisten wieder zu Amt und Würden kamen, sah Heinz Brenner für sich keine Möglichkeit, sich in diesem Land politisch zu engagieren. Er nahm eine Stellung in einem schweizerischen Unternehmen an.

Nach Heinz Brenner ist eine Straße im Neubaugebiet Lettenwald benannt.

Auszüge aus: Ulrich Seemüller, Ulm unter der NS-Diktatur, in: Hans Eugen Specker (Hrsg), Die Ulmer Bürgerschaft auf dem Weg zur Demokratie (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation (Band 10).

A. Leber, W. Brandt, K. D. Bacher (Hg); Das Gewissen steht auf, Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand. 


Autor: Karl-Heinz Mallow
erschienen 
bbb-34, März 2014

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